Zu Besuch an den Drehorten des Krimis LAUCHHAMMER
Im sechsteiligen TV-Krimi „Lauchhammer – Tod in der Lausitz“, der gerade bei Netflix zu sehen ist, spielt die Landschaft der Lausitz eine Hauptrolle. Die spektakulären Drehorte sind zugleich spannende Ausflugsziele.
Mit der Totale einer gigantischen Mondlandschaft beginnt die sechsteilige Krimi-Serie „Lauchhammer – Tod in der Lausitz“. Es ist ein Blick in eine menschengemachte Wüste, einen aktiven Tagebau mit seinen Hunderte Meter langen Abraumförderbrücken und Tausende Tonnen schweren Schaufelradbaggern. Drehort ist das Lausitzer Braunkohlerevier, das sich zum Großteil schon längst zum Lausitzer Seenland gewandelt hat. Keine Region scheint besser geeignet, um Geschichten von Umbrüchen und neuen Lebenswegen zu erzählen, als diese Landschaft im Wandel.
Und so geschieht es in der Krimi-Serie, die im Herbst 2022 in der ARD ausgestrahlt wurde und seit Mitte März 2023 bei Netflix anzusehen ist. Es handelt sich dabei um eine Koproduktion von MDR, rbb, ARD Degeto, ARTE und der MOOVIE. Gefördert wurde "Lauchhammer" vom Medienboard Berlin-Brandenburg, der Mitteldeutschen Medienförderung und dem German Motion Picture Fond.
Parallel zur Serie ist auch die vierteilige Doku-Serie „Hinter dem Abgrund – Leben in der Lausitz“ entstanden. Darin porträtiert werden Menschen, die den Wandel in der Region erleben. Die Dokumentation ist in der ARD-Mediathek zu sehen.
LAUCHHAMMER, das ist die Geschichte von LKA-Ermittler Maik Briegand, gespielt von Mišel Matičević, der in seine alte Heimat in Südbrandenburg zurückkehrt, um gemeinsam mit seiner Kollegin Annalena Gottknecht, verkörpert von Odine Johne, den rätselhaften Tod eines Mädchens aufzuklären. Vor Ort wird der Kommissar mit seiner Vergangenheit konfrontiert: mit den Kollegen seines ehemaligen Reviers, mit den Schwiegereltern, die stolze Bergleute waren, mit seiner Tochter, die gegen den Braunkohleabbau kämpft und mit einem Trauma aus der Jugend.
Die Drehorte des Krimis im Lausitzer Seenland
Wie in jeder Filmproduktion besteht das fiktive Lauchhammer der Serie aus verschiedenen zusammengeschnittenen realen Orten in Brandenburg, Sachsen und Berlin. Echte bewohnte Häuser, ein verlassenes Schwimmbad und baumgesäumten Alleen aus dem Lausitzer Seenland dienten als Kulisse. Doch die Hauptorte der Handlung sind real existierende Stätten der Industriekultur mit eigenen spannenden Geschichten. Bei Streifzügen durch die Region können Sie sie entdecken.
Kolossal: Besucherbergwerk F60 am Bergheider See
Vor der Kulisse einer riesigen Stahlkonstruktion am Ufer eines Sees stoßen die Ermittler auf die Leiche eines Mädchens. Der Stahlkoloss ist in Wirklichkeit einer der eindrucksvollsten Zeitzeugen der Region: die Abraumförderbrücke F60 – 11 000 Tonnen schwer, 500 Meter lang, die größte bewegliche Arbeitsmaschine der Welt. Nach dem Ende der Kohleförderung an dieser Stelle sollte sie eigentlich gesprengt werden. Engagierten ist es zu verdanken, dass sie als Besucherbergwerk eine neue Bestimmung fand. Heute geben Bergwerksführer auf Rundgängen Einblicke in die Industriegeschichte der Region und nehmen Besucher mit hinauf auf 74 Meter Höhe.Das findet auch in der Serie so statt. Bei einer richtigen Führung bekommen alle Gäste aus Sicherheitsgründen aber auch einen Helm auf - viel authentischer! Höhepunkt ist ein Abendessen mit Bergmannsbrett in luftiger Höhe, das „F60 Dinner“.
Die einstige Wirkungsstätte dieser F60, der ehemalige Tagebau Klettwitz-Nord, ist heute der Bergheider See. Hier baden, segeln und paddeln Einheimische und Urlauber. Eine 25 Kilometer lange Radtour führt um den See am Naturparadies Grünhaus vorbei, einem aus dem Tagebau neu entstandenen Schutzgebiet für Tiere wie Wiedehopf, Kranich und Seeadler.
Historisch: Lauchhammer
Im zweiten Teil der Serie sucht Ermittler Maik Briegand in einer ehemaligen Glockengießerei, in der jetzt Türklingen hergestellt werden, den Vater seines Freundes Oliver Bartko auf. Für die Szene hat das Filmteam in der Kunstgießerei Lauchhammer gedreht. Es ist eine bedeutende Industriekulturstätte im Süden Brandenburgs. Einst galt Lauchhammer als „kunsttechnischer Wallfahrtsort“, die Gießer zählten zu den besten der Welt. Schon seit dem 18. Jahrhundert entstehen hier Kunstgüsse wie Plastiken, Skulpturen, Brunnen und Geländer. Die Glocke des Berliner Doms, Tierskulpturen im Berliner Tierpark und bronzene Monumentalplastiken aus der DDR-Zeit wurden in Lauchhammer geschaffen.
Im hiesigen Kunstgussmuseum erfahren Interessierte mehr über dieses kaum bekannte Kapitel der Lausitzer Industriegeschichte. Ein besonderer Schatz ist der historische, denkmalgeschützte Modellfundus mit etwa 2800 Reliefs und Modellen aus Gips und Metall. Auch eiserne und bronzene Skulpturen, Poterie-Waren, Möbel, Medaillen und Gebrauchsgegenstände sind ausgestellt. Auf Voranmeldung können Interessierte auch die Gießerei besichtigen und beim Schaugießen dabei sein.
Eindrücklich: Tagebau Welzow Süd
Die Bilder der grauen, tristen, endlosen Tagebaulandschaft, die immer wieder im Krimi auftauchen, zeigen den zwischen Senftenberg und Spremberg liegenden aktiven Tagebau Welzow Süd. Es ist einer der letzten von einst zahlreichen Tagebauen in der Region. Die meisten anderen sind mittlerweile renaturiert und zu riesigen Seen geflutet. So entsteht hier die größte von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft Europas. Die gewaltigen Dimensionen eines Braunkohletagebaus und der hier eingesetzten Technik lassen sich nur vor Ort begreifen. Einen guten Blick in den Tagebau bietet der Aussichtspunkt „Süd“, südöstlich der Stadt Welzow.
Noch eindrücklicher ist eine geführte Tour mitten hinein in die apokalyptische Szenerie. Im Mannschaftstransportwagen geht es über holprige Tagebaustraßen bis hinab zum Kohleflöz und ganz dicht heran an die gigantischen Fördermaschinen im vollen Betrieb. Die kürzeste Tour des Anbieters Excursio dauert zwei Stunden. Längere Ausflüge beinhalten neben der Besichtigung des Tagebaus auch eine Bergmannsvesper.